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Wenn der Advent die Familie stresst
Tipps von der Psychologin für eine Adventszeit ohne Hektik für Eltern und Kinder.
Die Agenda ist voll, die To-do-Liste lang und die Erwartung hoch: Für Familien ist der Advent oft nicht so besinnlich, wie man es gern hätte. Konflikte sind vorprogrammiert. Psychologin Giulietta von Salis weiss, was Familien helfen kann.
Weil diese Zeit einfach schön, speziell und friedlich sein MUSS. Diese Idealvorstellung haben viele von uns verinnerlicht. So als müsse man die üblichen Konflikte des Alltags im Advent auf Eis legen, während man unzählige Termine bewältigt, daneben zehn Sorten Weihnachtsguetzli bäckt, mit den Kindern Geschenke bastelt und ein Weihnachtsmahl für die ganze Verwandtschaft vorbereitet. Irgendwann entlädt sich dieser aufgestaute Stress – nicht selten während der Weihnachtstage.
Kinder entscheiden selbst, was sie am Ende zu ihren schönsten Erinnerungen zählen. Das können wir als Eltern nicht steuern. Für Kleinkinder ist das Geschenkpapier vielleicht viel interessanter als das hochwertige Holzspielzeug, das darin verpackt war. Als Eltern können wir eine Situation schaffen und einfach schauen, was passiert. Spannend wird es, wenn man seine Erwartungshaltung über Bord wirft und einfach offen und neugierig den Moment erlebt.
Ich finde es wichtig, innerhalb der Familie über Erwartungen zu sprechen und über Werte, die den Einzelnen wichtig sind. An diesem offenen Dialog können auch jüngere Kinder teilnehmen, ohne dass das Christkind entzaubert wird. Besprechen Sie, in welchem Umfang man Geschenke machen kann und möchte. Auch ein Ausflug oder ein besonderes Erlebnis, das man sich als Familie schenkt, kann die Päckliflut reduzieren.
Dezember frühzeitig planen: Weihnachtsessen in der Firma, Krippenspiel in der Schule, Samichlaushöck im Verein – im Dezember ist oft sehr viel los. Schauen Sie miteinander, welche Termine für welches Familienmitglied wirklich wichtig sind. So erkennen Sie frühzeitig, wo Sie umplanen und allenfalls für mehr Freizeit sorgen sollten.
Grundbedürfnisse nicht vergessen: Was Eltern und Kindern das Jahr über wichtig ist, muss auch im Dezember seinen Platz haben: Unverplante Zeit, genug Bewegung und frische Luft. Für Jugendliche gehört auch Zeit mit Freunden dazu, für Eltern ein paar Entspannungsmomente. Benennen Sie, was Ihnen wichtig ist.
Realistische Erwartungen: Damit meine ich insbesondere die Erwartungen, die man als Elternteil an sich selbst hat. Seien Sie ehrlich zu sich und zu anderen – das vermeidet Enttäuschungen. Wenn das Fotobuch fürs Grosi nicht bis an Heiligabend fertig wird, dann macht es auch im Januar noch Freude. Seien Sie kreativ - Weihnachten kann man auch ganz neu gestalten.
Giulietta von Salis
Psychologin und Bereichsleiterin im MMI