The Human Safety Net
Wie die MegaMarie wertvolle Zeit schenkt.
Begleiterin Amina über den Ort für Familien aus schwierigen Verhältnissen.
In der MegaMarie begegnen sich Familien aus verschiedenen Kulturen beim Spielen und Werken. Betreuerin Amina erzählt von den Geschichten, die sie dort erlebt. Auch sie hätte sich nach ihrer Flucht in die Schweiz einen Ort wie diesen gewünscht.
Tatsächlich scheint das auf den ersten Blick schwierig. Zu uns kommen Schweizer Kinder und deren Eltern. Dazu kommen ausländische Familien, die oft noch nicht lange hier leben. Und dann holen wir auch Kinder aus dem nahen Bundesasylzentrum Zürich zu uns. Trotzdem ist die Verständigung selten ein Problem: Im Sandkasten, beim Malen oder während dem Zvieri tauscht man sich kreativ mit Händen, Füssen und Mimik aus. So entstehen wunderbare Begegnungen.
Als ich damals nach kurzer Zeit in der Schweiz mein erstes Kind bekam, fühlte ich mich sehr einsam. Ich wusste so wenig übers Muttersein und hätte liebend gern einen Deutschkurs besucht, aber ich konnte mir die Kinderbetreuung nicht leisten. Damals habe ich mir nichts mehr gewünscht als einen Ort, wo ich Menschen in ähnlichen Situationen hätte treffen können, um mich auszutauschen. Aber erst Jahre später, als ich auf der Suche nach einer Arbeitsstelle war, habe ich diesen Ort gefunden: die MegaMarie!
Sehr unterschiedlich – je nach Herkunft und Hintergrund der Familie. Für gewisse Personen mit Fluchthintergrund werde ich zu einer Vertrauensperson, weil ich Farsi, Türkisch und Hindi spreche. Deshalb erzählen mir diese Kinder oder auch deren Eltern oft ihre tragischen Erlebnisse. Auch wenn ich diese Menschen aufgrund meiner eigenen Vergangenheit sehr gut verstehe, habe ich auf viele ihrer Fragen keine Antwort. Wenn sie zum Beispiel wissen wollen, wann sie endlich eine Aufenthaltserlaubnis bekommen.
Absolut! Ich kann dir das am Beispiel einer afghanischen Flüchtlingsfamilie erzählen, die im Bundesasylzentrum BAZ untergebracht wurde. Am Anfang waren die Kinder und ihre Eltern einfach nur erleichtert, endlich in Sicherheit zu sein. Aber je länger sie im BAZ lebten, desto unruhiger und unkonzentrierter wurden die Kinder. Das fiel mir auf, wenn sie jeweils für ein paar Stunden zu uns kamen. Man muss wissen, dass es im BAZ eng und laut ist, es gibt wenig Privatsphäre. Deshalb wurden diese Besuche in der MegaMarie für die ganze Familie zu einer wertvollen Auszeit. Ich kochte ab und zu afghanischen Tee, um ihnen ein Heimatgefühl zu schenken. Manchmal können kleine Dinge ganz viel bewirken, davon bin ich fest überzeugt.
Genau. Wir haben viele Stammgäste aus der Region. Dazu gehört auch ein Vater mit seiner kleinen Tochter, der regelmässig vormittags von ausserhalb der Stadt zu uns ins offene Atelier fährt. Die beiden malen gemeinsam und der Mann erzählte mir vor einer Weile, dass diese unbeschwerte Zeit mit seinem Kind für ihn wie eine Therapie sei. Vielen Familien aus sozial schwierigen Verhältnissen fehlt zu Hause der Platz oder das Geld für Malsachen, um sich kreativ auszuleben.
Wenn ich morgens aufstehe, dann fühlt sich der bevorstehende Tag nie wie Arbeit an. Dieser Ort macht andere und mich glücklich. Deshalb habe ich automatisch ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich Eltern und Kinder empfange. Und manchmal erinnere ich mich dann an meine erste Zeit in der Schweiz und wohin mich meine Reise bis heute geführt hat.
Amina
Begleiterin im Begegnungsort MegaMarie
Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI) ist ein Kompetenzzentrum für die frühe Kindheit. Es engagiert sich seit über 60 Jahren dafür, dass Kinder in und ausserhalb der Familie erhalten, was sie für ein gesundes Aufwachsen brauchen.