avtar
chevron-right
avtar
chevron-right
avtar
chevron-right
avtar
chevron-right
chevron-left

Wie die MegaMarie wertvolle Zeit schenkt.

Begleiterin Amina über den Ort für Familien aus schwierigen Verhältnissen.

In der MegaMarie begegnen sich Familien aus verschiedenen Kulturen beim Spielen und Werken. Betreuerin Amina erzählt von den Geschichten, die sie dort erlebt. Auch sie hätte sich nach ihrer Flucht in die Schweiz einen Ort wie diesen gewünscht.

Amina, in der MegaMarie treffen viele verschiedene Sprachen, Kulturen und soziale Herkünfte aufeinander. Wie verständigt man sich?

Tatsächlich scheint das auf den ersten Blick schwierig. Zu uns kommen Schweizer Kinder und deren Eltern. Dazu kommen ausländische Familien, die oft noch nicht lange hier leben. Und dann holen wir auch Kinder aus dem nahen Bundesasylzentrum Zürich zu uns. Trotzdem ist die Verständigung selten ein Problem: Im Sandkasten, beim Malen oder während dem Zvieri tauscht man sich kreativ mit Händen, Füssen und Mimik aus. So entstehen wunderbare Begegnungen.

Du bist vor über zehn Jahren aus Afghanistan in die Schweiz geflüchtet. Wie beeinflusst deine persönliche Geschichte deine Arbeit in der MegaMarie?

Als ich damals nach kurzer Zeit in der Schweiz mein erstes Kind bekam, fühlte ich mich sehr einsam. Ich wusste so wenig übers Muttersein und hätte liebend gern einen Deutschkurs besucht, aber ich konnte mir die Kinderbetreuung nicht leisten. Damals habe ich mir nichts mehr gewünscht als einen Ort, wo ich Menschen in ähnlichen Situationen hätte treffen können, um mich auszutauschen. Aber erst Jahre später, als ich auf der Suche nach einer Arbeitsstelle war, habe ich diesen Ort gefunden: die MegaMarie!

Mit The Human Safet Net unterstützen wir Angebote wie die MegaMarie, die für Menschen in schwierigen Lebenssituationen da sind. Wie erlebst du die Familien, die zu euch kommen?

Sehr unterschiedlich – je nach Herkunft und Hintergrund der Familie. Für gewisse Personen mit Fluchthintergrund werde ich zu einer Vertrauensperson, weil ich Farsi, Türkisch und Hindi spreche. Deshalb erzählen mir diese Kinder oder auch deren Eltern oft ihre tragischen Erlebnisse. Auch wenn ich diese Menschen aufgrund meiner eigenen Vergangenheit sehr gut verstehe, habe ich auf viele ihrer Fragen keine Antwort. Wenn sie zum Beispiel wissen wollen, wann sie endlich eine Aufenthaltserlaubnis bekommen.

Kann basteln, malen oder spielen in der MegaMarie bei so traumatischen Geschichten überhaupt helfen?

Absolut! Ich kann dir das am Beispiel einer afghanischen Flüchtlingsfamilie erzählen, die im Bundesasylzentrum BAZ untergebracht wurde. Am Anfang waren die Kinder und ihre Eltern einfach nur erleichtert, endlich in Sicherheit zu sein. Aber je länger sie im BAZ lebten, desto unruhiger und unkonzentrierter wurden die Kinder. Das fiel mir auf, wenn sie jeweils für ein paar Stunden zu uns kamen. Man muss wissen, dass es im BAZ eng und laut ist, es gibt wenig Privatsphäre. Deshalb wurden diese Besuche in der MegaMarie für die ganze Familie zu einer wertvollen Auszeit. Ich kochte ab und zu afghanischen Tee, um ihnen ein Heimatgefühl zu schenken. Manchmal können kleine Dinge ganz viel bewirken, davon bin ich fest überzeugt. 

Wir haben über Geflüchtete gesprochen, aber die MegaMarie ist auch ein wichtiger Ort für Schweizer Familien, die Teils in schwierigen Situationen leben.

Genau. Wir haben viele Stammgäste aus der Region. Dazu gehört auch ein Vater mit seiner kleinen Tochter, der regelmässig vormittags von ausserhalb der Stadt zu uns ins offene Atelier fährt. Die beiden malen gemeinsam und der Mann erzählte mir vor einer Weile, dass diese unbeschwerte Zeit mit seinem Kind für ihn wie eine Therapie sei. Vielen Familien aus sozial schwierigen Verhältnissen fehlt zu Hause der Platz oder das Geld für Malsachen, um sich kreativ auszuleben. 

Du arbeitest seit gut zwei Jahren in der MegaMarie. Wie hat diese Aufgabe dein Leben verändert?

Wenn ich morgens aufstehe, dann fühlt sich der bevorstehende Tag nie wie Arbeit an. Dieser Ort macht andere und mich glücklich. Deshalb habe ich automatisch ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich Eltern und Kinder empfange. Und manchmal erinnere ich mich dann an meine erste Zeit in der Schweiz und wohin mich meine Reise bis heute geführt hat. 

Amina

Amina

Begleiterin im Begegnungsort MegaMarie

Amina (30) kam vor über 10 Jahren aus Afghanistan in die Schweiz und arbeitet seit 2022 in der MegaMarie. Sie ist Kulturdolmetscherin und betreut verschiedene kreative Angebote, unter anderem die Kinderbegleitung aus dem Bundesasylzentrum Zürich. Amina hat drei Töchter im Alter von 5, 7 und 9 Jahren.
Partnerschaft: Marie Meierhofer Institut für das Kind

Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI) ist ein Kompetenzzentrum für die frühe Kindheit. Es engagiert sich seit über 60 Jahren dafür, dass Kinder in und ausserhalb der Familie erhalten, was sie für ein gesundes Aufwachsen brauchen.